Dienstag, 14. Juli 2009

Freie Tage und Hospitation im Epilepsiezentrum Kehl-Kork

Seit dem Nachmittag des 9.7.2009 hatten wir endlich frei und durften ein paar Tage der Ruhe erwarten. Endlich wurde das Vorbereitungsseminar (VBS) mal von 5 Tagen der relativen Ruhe unterbrochen. Diese Tage sollten wir dazu nutzen drei Tage in einer Einrichtung zu hospitieren, die ähnlich der sein sollte, in der wir dann in unserem Gastland Dienst tun würden. Zwei Tage waren komplett frei.
Da voraussichtlich einige der Bewohner des William Blake House an Epilepsiekranke sind, wollte ich die Hospitation dazu nutzen diese Krankheit des Gehirns näher kennen zu lernen. Außerdem wollte ich nicht nur für die wenigen Tage nach Sachsen zurück fahren. Auch mit dem ICE sind das ca. 6 Stunden Fahrt.
Durch ein Idee meiner Patentante kam ich dazu, mich beim Epilepsiezentrum Kehl-Kork zu bewerben. So konnte ich die 5 Tage zu einem Besuch bei meiner Patentante nutzen, die schönen Städte Kehl und Straßbourg kennen lernen und das Ganze mit meiner Hospitation verbinden.
Hätte es noch besser zusammenpassen können? Ich glaube nicht. Nur etwas länger hätte es sein sollen.
Nie hätte ich gedacht, dass diese wenigen Tage an der deutsch-französischen Grenze, die eigentlich keine ist, so eindrücklich werden würden. Ich neige dazu zu behaupten, dass es bisher nur sehr wenige Tage in meinem Leben gab in denen ich soviel gelernt und erfahren habe. Durch das Beispiel der PflegerInnen und ÄrztInnen wurde mir, ohne große Erklärung, allein durch ihr Vorbild gezeigt, wie man mit Menschen mit Behinderung und Epilepsie freundlich und respektvoll umgeht. Die freundliche Atmosphäre auf der Station "Tissot", wo Patienten mit schweren geistigen Behinderungen und Epilepsie versorgt und gepflegt werden, empfing mich schon als ich das erste mal mit Dr. Martin die Station betrat. Nie fühlte ich mich beiseite geschoben oder unerwünscht. Auch die Patienten werden mir eine bleibende Erinnerung sein, besonders Robert dem ich beim Schreiben lernen helfen durfte. Soviel ich auf "Tissot" über Pflege und Umgang lernte, soviel lernte ich mindestens auch an diesem Vormittag (14.7.2009) auf der IME-Station. Die IME-Station ist eine Diagnosestation auf der immer vier Patienten (in Zukunft sollen es sechs sein) ständig per Audio, Video und EEG (EEG bedeutet die Überwachung der Aktivitäten in den Hirnregionen [Hirnströme] per Elektroden, die an der Kopfhaut des Patienten befestigt sind) überwacht werden. Kontrolliert werden dort epileptische Anfälle zB durch das Absetzen der Medikation provoziert, um herauszufinden aus welcher/n Region/en des Gehirns die epileptischen Anfälle kommen. Denn entgegen landläufiger Meinungen, sind Epilepsien behandelbar. Ein Eingriff am Gehirn kann dem Patienten, egal ob mit Behinderung oder nicht, vielleicht ein anfallsfreies Leben bescheren. Die Leistung der Belegschaft der IME-Station ist enorm. Gleichzeitig managed sie die ständige Überwachung der Patienten, die grundlegende Pflege, den ständigen Wechsel der zu beobachtenden Patienten und im Extremfall mehrere Anfälle gleichzeitig. Nebenbei verwaltet sie noch die aufgezeichneten Video-, Audio-, und EEG-Daten und bearbeitet sie für die Ärzte vor.
Ich denke, man merkt wie beeindruckt ich von der geleisteten Arbeit bin und bin dankbar einige, wenn auch wenige Tage dort verbracht zu haben. Eine Hospitation die mich besser auf mein FSJ vorbereitet hätte, hätte ich nicht finden können. Es hat nur noch gefehlt, dass dort Englisch gesprochen wird. Aber das wird vielleicht noch, denn das Epilepsiezentrum soll zu einer Art europäischem Kompetenzzentrum in Sachen Epilepsie werden.
Ich möchte allen danken die mir diese Tagen so schön werden ließen. Meiner Patentante, der Ergotherapeutin Silke, der Pflegerin Carina, den Patienten Robert und Ulrike und allen anderen Menschen deren Bekanntschaft ich machen durfte. Natürlich gilt besonderen Dank den beiden Ärzten die meine Hospitation erst möglich werden ließen, Prof. Dr. Steinhoff und Dr. Martin.

Morgen (15.7.2009) geht es wieder zurück in Richtung Gevelsberg. Ich freue mich schon darauf die anderen wieder zu sehen.

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